Kinder-Umweltprojekt auf Sansibar – alles TAKA TAKA!

Mehr als 36.500 Plastikflaschen in den ersten drei Wochen – unser Kinder-Umweltprojekt auf Sansibar.

Unser erstes großes Plastikflaschen-Projekt auf Sansibar hat begonnen – ein Kinder-Umweltprojekt. Drei Wochen lang waren wir persönlich vor Ort und haben zusammen mit unserem lokalen Projektpartner Zanrec Ltd. die ersten Aktionen durchgeführt und hunderte Gespräche geführt. Und all das war erst der Anfang dieser insgesamt auf fünf Monate ausgerichteten ersten Projektphase auf Sansibar, der Insel vor Tansania an der ostafrikanischen Küste. Das Kinder-Umweltprojekt hat begonnen. Alles TAKA TAKA!

Aber der Reihe nach. Nachdem die beiden Sammelkäfige in Form eines riesigen Fisches auf den Schulhöfen der beiden Schulen in Nungwi und Kendwa – zwei Dörfern im Norden der Insel – aufgestellt wurden, ging es für uns zunächst zu letzten Projektbesprechungen mit den verantwortlichen Lehrerinnen und Lehrern. Wir wurden mit offenen Armen empfangen. Ein wirklich unbeschreibliches Gefühl.

Vor allem die Kinder haben gespannt verfolgt, was denn die komischen weissen Menschen da wohl machen. Mit großen Augen inspizierten sie den Sammelkäfig … und nachdem wir selbst die allererste Flasche hineingeworfen haben, nahm der Wahnsinn seinen Lauf.

Am nächsten Tag waren die riesigen Käfige schon halb gefüllt

Als wir am Tag nach dem Aufstellen der Sammelkäfige zur Schule in Nungwi kamen, trauten wir unseren Augen kaum: der riesige Fisch hatte war schon halbvoll. Mit offensichtlich mehr oder weniger neuen Flaschen, aber auch mit plattgedrückten, dreckigen alten Flaschen, so wie man sie beim Laufen durch die Dörfer immer wieder findet. Damit hatten wir nicht gerechnet, vor allem nicht gleich am nächsten Tag! Projekt Plastikflasche? Läuft!

Auch in den darauffolgenden Tagen waren die kleinen Plastikrebellen unglaublich fleissig. Innerhalb von insgesamt zwei Tagen war der Sammelkäfig VOLL. Er war so voll dass wir kurzfristig weitere Jumbo-Bags zur Schule bringen mussten, damit die Kids ihre gesammelten Werke irgendwo hineinwerfen konnten.

Dienstags ist Zahltag beim Kinder-Umweltprojekt in Nungwi und Kendwa

Jeden Dienstag kommt Zanrec, unser lokaler Recyclingpartner mit einem kleinen LKW. Die Flaschen und die Deckel (die sind aus HDPE, einem deutlich wertvollerem Rohstoff als das vergleichsweise billige PET der Flaschen) werden voneinander getrennt, in grosse Säcke verfrachtet, gewogen und schliesslich abtransportiert.

Das Wiegen ist vor allem deshalb wichtig, weil die Schule (und somit indirekt auch die Kinder) Geld bekommen für die gesammelten Plastikflaschen und deren Deckel. Pro Kilo Plastikflaschen (PET) gibt es 200 Tansanische Schilling (TZS), umgerechnet etwa 8 Cent und pro Kilo HDPE 1.000 TZS, was etwa 40 Cent sind. Zum Vergleich – das durchschnittliche Jahreseinkommen eines Menschen auf Sansibar beträgt etwa 223 EUR (Stand 08. August 2019).

Und dieses Geld ist hier vor Ort, gerade für die Schulen, immens wichtig. Davon können neue, bessere und modernere Bücher angeschafft werden. Die Schule kann verschönert werden und Ausflüge in die Natur könnten geplant werden. Vor allem letzteres ist aus Ozeankind®-Sicht sehr wichtig – denn die meisten der Kinder sind so arm dass ihnen gar nicht bewusst ist, in welch einer wunderschönen Umgebung sie eigentlich leben und auch nicht, warum sie sie schützen sollten.

Doch zurück zum Zahltag: die erste Abholung an der Schule in Nungwi ergab insgesamt 382 Kilogramm Plastikflaschen und 4,5 Kilo HDPE (Deckel) … macht 76.400 TZS plus 4.500 TZS, insgesamt 80.900 TZS, etwas mehr als 30 Euro. Am Ende unserer drei Wochen hatten die Kids beider Schulen übrigens bereits mehr als 36.500 Plastikflaschen und Deckel im Wert von rund 100 Euro gesammelt.

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Mehr Informationen

Projektbeschreibung – wie funktioniert dieses Ozeankind® Kinder-Umweltprojekt?

Ganz grob beschrieben … Kinder zweier Schulen sammeln Plastikflaschen, bringen sie zur Schule, werfen sie in den Sammelkäfig, Müll wird gewogen, abgeholt und später recycelt. Die Schulen bekommen einmal pro Monat den Materialwert des gesammelten Plastiks in TZS gutgeschrieben.

Beide Schulen treten „gegeneinander“ an – das bedeutet wer am Ende mehr Müll gesammelt hat bekommt den Hauptpreis – einen Ausflug in ein Naturschutzgebiet, ein Recycling-Unternehmen oder, oder. Auf jeden Fall wird es ein Ausflug sein der die Themen Umwelt, Recycling und Plastikmüll erneut aufgreifen wird.

Begleitet wird das Sammeln der Plastikflaschen durch besondere Unterrichtseinheiten (durchgeführt durch die wundervollen Asya und Diana, beide von Zanrec, begleitet von den jeweiligen Umweltlehrerinnen und Lehrern der Klassen), CleanUps, Versuchen, Workshops und kleinen Exkursionen.

Kinder-Umweltprojekt – was sind die Projektziele und der Sinn dahinter?

Die Kinder sollen natürlich nicht nur möglichst alle Plastikflaschen – ob alt oder neu – sammeln und so verhindern, dass sie entweder ewig in der Natur herumliegen und irgendwann zerfallen und auch dass sie nicht einfach verbrannt werden wenn sie dann doch irgendwer irgendwann mal einsammeln sollte.

Sie sollen mit Hilfe des Rahmenprogramms (sprich Unterrichtseinheiten & Co.) lernen, dass Plastik ein wertvoller Rohstoff ist, der eben nicht in die Umwelt gehört sondern der ihnen sogar Geld bringen kann. Die Kinder werden lernen warum es wichtig ist, die Umwelt zu beschützen, was die Folgen von Plastikflaschen in der Umwelt sein können und warum sie ihre Eltern ein wenig „umerziehen“ sollten.

Es geht dabei auch um ganz einfache Zusammenhänge – wenn ich etwas auf den Boden werfe, muss es irgendjemand auch wieder aufheben. Um Fragen wie „was bedeutet eigentlich der Begriff Umwelt?“ Klingt alles einfach und logisch, aber genau dort müssen wir anfangen.

Was passiert mit den Flaschen und Deckeln, nach dem Zanrec Ltd. sie abgeholt hat? 

Sobald Zanrec die Plastikflaschen und die -deckel abgeholt hat, werden sie zur Sammelstelle gebracht – dort werden sie erneut sortiert und evtl. werden zuvor übersehene Deckel noch abgeschraubt. Die erneute Sortierung ist deshalb wichtig weil viele der alten Flaschen – z.B. welche die fast gar nicht mehr als Plastikflaschen zu erkennen sind weil sie uralt sind – nicht mehr recycelt werden können und deshalb leider Restmüll sind.

Alle verwertbaren Flaschen (und das ist zum Glück der Großteil) werden an ein weiteres Recycling-Unternehmen aus der Hauptstadt Tansanias, Dar-es-Salaam, weiterverkauft – dort werden sie geschreddert und nach Asien geschafft, damit dort daraus neue Plastikprodukte entstehen können. Auf Sansibar gibt es leider noch kein Unternehmen, welches dies leisten kann.

Die Deckel gehen zu einem Unternehmen namens Ozti (ein Klick bringt Euch zu Facebook) – hier werden wunderschöne neue Dinge daraus gefertigt – Schüsseln, Stühle, Platten, … auch die haben wir übrigens besucht. Einige Impressionen haben wir hier für Euch zusammengestellt.

Weltrettung ist immer eine Frage der Perspektive. Wie es weitergehen soll:

Natürlich implementieren wir nicht mal eben ein perfektes Recyclingsystem für PET-Plastikflaschen in Ostafrika – ein solches perfektes System haben wir ja nicht einmal in Deutschland (YouTube). Es geht auch nicht darum innerhalb kürzester Zeit alle Plastikflaschen von der Insel zu verbannen – auch das funktioniert nicht einmal in einem Land wie Deutschland. Und es ist unrealistisch zu glauben dass man in Ländern wie Sansibar die Plastikflaschen „mal eben kurz“ komplett entfernen kann.

An Orten wie Sansibar geht es uns bei einem Kinder-Umweltprojekt zunächst einmal darum, das generelle Verständnis für das Problem zu vergrößern – und bei den Kindern fangen wir an. Es geht uns darum diesen kleine Menschen zu vermitteln dass Plastik nicht in die Umwelt gehört, darum zu erklären wie und vor allem warum man Müll trennen sollte und ihnen zu vermitteln, dass Kunststoff ein wertvoller Rohstoff ist.

Und wir sind voller Hoffnung, dass sich zumindest ein Teil der Kinder auf einen guten, aber langen und steinigen Weg begeben hat, um das Problem vor ihrer Haustür selbstständig zu lösen. Denn in Wirklichkeit sind diese kleinen Nachwuchs-Plastikrebellen die einzigen Menschen auf dieser Insel, die eines Tages die Situation auf Sansibar verbessern können. Und nicht wir.

Im nächsten Schritt, in unserer zweiten Projektphase, soll eine dauerhafte bestmögliche Sammlung und Verwertung der Plastikflaschen sichergestellt werden. Hierfür arbeiten wir bereits an einer aus unserer Sicht genialen Lösung, die dann ab Dezember 2019 „fertig“ sein soll. Diese Lösung ist so genial wie einfach, dass wir Euch leider noch nicht mehr verraten können. Nur soviel: das Projekt Plastikflasche ist noch lange nicht zu Ende!

Ozeankind® e.V. geht es darum, langfristig Situationen zu verbessern – und auf diese Weise einen kleinen Teil zur Weltrettung beizutragen. Dieses Projekt ist unser Anfang und wir sind wahnsinnig stolz auf die Kinder, auf unsere lokalen Partner und auf alles was kommen mag. Und auch auf alle Menschen, die dieses Projekt und unsere Arbeit unterstützen: medial, finanziell und mit unendlich viel Karma.

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